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Wer tötete Dag Hammarskjöld? - Ein Film von Mads Brügger

Aktualisiert: 18. Mai 2021


Am 18. September 1961 stürzte das Flugzeug des damaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Dag Hammarskjöld, bei Ndola in Nordrhodesien, dem heutigen Sambia, ab. Schon kurz darauf kursierten verschiedene Theorien über die Ursache des Flugzeugabsturzes: Pilotenfehler, Bombenexplosion an Bord oder dem Abschuss durch ein oder mehrere andere Flugzeuge. Auch über den Auftraggeber des Mordes, falls es den einer war, gab es verschiedene Vermutungen, von Rebellen aus einer damals autonomen Region des Kongos bis zum amerikanischen oder britischen Geheimdienst wurden viele Verdächtige genannt. Bis heute fasziniert das Rätsel um den Tod von Dag Hammarskjöld immer noch viele Menschen. In der Zeit danach wurden, unter anderem auch von der UN, zahlreiche Untersuchungen beauftragt. Im Zuge der letzten Untersuchung stufte der UN-Sonderermittler Mohamed Chande Othman im September 2019 einen Abschuss als „plausibel“ ein. Jedoch bemängelte er die fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Südafrika, Russland, Großbritannien und den USA. Im Jahr 2019 erschien nun die Dokumentation „Wer tötete Dag Hammarskjöld?“ (im Original: Cold Case Hammarskjöld) vom dänischen Filmemacher Mads Brügger. Diese läuft in Deutschland auf GEO-Television, dem Sender von GEO. Im Dokumentarfilm macht sich der Filmemacher zusammen mit Göran Björkdahl, einem schwedischen Privatdetektiv, auf, um das Mysterium um den Tod Hammarskjölds zu lüften. Björkdahls Vater gab ihm eine augenscheinlich von Schüssen durchlöcherte Platte, die angeblich vom Wrack der Douglas DC-6B des Generalsekretärs stammte. Die Metallplatte wird jedoch später von amerikanischen Behörden im Zuge einer Untersuchung genauer begutachtet. Das Ergebnis: Sie sei nur ein Teil der Tür eines Geländewagens und die Löcher wären auch nicht von Munition verursacht worden. Auch eine Erlaubnis zum Graben am Absturzort in der Nähe des Flughafens von Ndola wird von den sambischen Behörden kurzfristig wieder zurückgenommen. An anderen Stellen stoßen die beiden jedoch auf Unerwartetes. Unter anderem treffen sie einen Freund des verstorbenen belgischen Söldnerpiloten Jan van Risseghem, der schon lange unter Verdacht stand, derjenige gewesen zu sein, der das Flugzeug Hammarskjölds abgeschossen hatte. Dieser erzählt von einem Gespräch mit seinem Freund, in dem dieser ihm verriet, dass er tatsächlich als Auftragsmörder das von den Vereinten Nationen gemietet Flugzeug abschoss. Der Filmemacher und der Ermittler stoßen außerdem auf eine seltsame Organisation, die anscheinend in der Zeit der Apartheid (Rassentrennung) in Südafrika in viele dunkle Machenschaften verwickelt war. Das South African Institute for Maritime Research (kurz SAIMR), war nämlich keinesfalls ein Institut für Meeresbiologie, im Gegenteil. Der Detektiv und der Filmemacher sprechen mit mehreren Menschen mit Verbindung zu SAIMR und finden Schockierendes heraus. SAIMR war eine paramilitärische Gruppierung (Nichtstaatliche Gruppe, die mit militärischen Geräten ausgestattet ist und eigenständig agiert), die aus weißen Südafrikanern bestand und in verschiedenen afrikanischen Ländern Umstürze unterstützte. Außerdem soll SAIMR auch versucht haben die schwarze Bevölkerung Afrikas mithilfe von AIDS zu dezimieren. Sie steckten wohl auch hinter dem Mord an Dag Hammarskjöld, da dieser versuchte Frieden in diese Regionen zu bringen und dabei auch sehr erfolgreich war. Aber auch große belgische und britische Bergbaukonzerne könnten verwickelt gewesen sein. Profitiert hätten sie auf jeden Fall, da sie die einheimische afrikanische Bevölkerung unterdrückten und als billige Arbeiter benutzten. Außerdem wurden die Rebellen, die Hammarskjöld zum Kongo zurückführen wollte und zu deren Präsidenten er wegen Friedensgesprächen auf dem Weg war, von diesen Konzernen unterstützt. Ganz klar aufgeklärt wird der Fall um den Tod von Dag Hammarskjöld vermutlich nie, wenn die beteiligten Staaten nicht zur Kooperation bereit sind. Die Umsetzung der Dokumentation ist leider teilweise gewöhnungsbedürftig, da durch ständige Sprünge in den Handlungsebenen und den andauernd die Handlung unterbrechenden „Erzählerdialog“ des Regisseurs die Spannung und die Verständlichkeit verloren gehen. Das der Film eine Länge von 2 Stunden besitzt, ist da auch er kontraproduktiv. An sich ist der Film aber gut und informativ gemacht, auch wenn mich persönlich die etwas eigene Erzählweise verwirrt hat. Kritiker konnte der Film jedoch überzeugen, dieser gewann nämlich beim Sundance Filmfestival im US-Bundesstaat Utah in der Kategorie „Bester ausländischer Dokumentarfilm“. Auch kam die Dokumentation zusammen mit zwei anderen Filmen in die Finalrunde des LUX-Filmpreis des Europaparlaments, konnte aber schlussendlich nicht den Sieg erringen. Von mir bekommt der Film trotz seiner spannenden Geschichte und seinem Ziel über den Tod von Dag Hammarskjöld und generell die damaligen Umstände in Afrika aufzuklären nur drei von fünf Sternen, da die Umsetzung leider nicht so gut war.


Bewertung: 3 von 5 Sternen


Verleihung des LUX-Preises an Mads Brügger (Mitte)

© European Union 2019 - Source: EP









Erschienen in The Dag Times, Ausgabe I vom November 2020.

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