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AutorenbildEmil Wolf

Hr. Herpich


Christian Herpich, geboren am 19.03.1966 in Coburg, studierte Theologie in Marburg und war zweieinhalb Jahre in Albertshofen Vikar. Dann nahm er eine Projektstelle in Würzburg an, bei der es um die Arbeit mit straffälligen Jugendlichen, Obdachlosen und Dauerarbeitslosen ging. Danach übernahm er die Leitung eines „Evangelischen Jugendwerkes“ und unterrichtete im Zuge dessen auch am Wirsberg-Gymnasium, bis er eine Anfrage bekam, zusammen mit zwei anderen Leuten das Konzept für das Dag-Hammarskjöld-Gymnasium zu schreiben. Als dieses den Zuschlag bekam, wechselte er dann im Schuljahr 2010/2011 ans Dag, wo er Evangelische Religionslehre unterrichtet und als stellvertretender Schulleiter Teil der Schulleitung ist. Auch ist er Teil der OGS und der Schulsozialarbeit. Von 1998 bis 2010 war er außerdem noch Leitender Notfallseelsorger in Würzburg.

Was ist das schönste Erlebnis, das mit Ihrer Zeit als Schüler zusammenhängt? Ich war mit meinem Deutschlehrer und einem Freund von ihm im Theater und wir sahen uns ein interessantes Stück an. Am nächsten Tag schwänzte ich mit meiner Freundin und wir fuhren an einen Baggersee. Auf einmal kam der Freund meines Deutschlehrers und war sehr überrascht mich zu sehen, weil sein Freund ihm erzählt hatte, dass wir gerade eigentlich eine Doppelstunde Deutsch gehabt hätten. Ich hatte mit einem Verweis gerechnet, aber die beiden Lehrer haben zum Glück total entspannt reagiert. Der Lehrer lud mich dann zu ihm nach Hause ein, um mit mir zu besprechen, was ich verpasst hatte. Was mochten Sie an Ihrer Schulzeit überhaupt nicht? Meinen Lateinlehrer mochte ich gar nicht gerne, ich war aber auch immer sehr frech zu ihm. Ich bekam von ihm auch einen Direktoratsverweis. Was war Ihre Lieblingsfächer und warum? Meine Lieblingsfächer waren Mathe und Biologie. Mathe flog mir einfach zu, es war logisch und hat mir Spaß gemacht. Biologie war mein leidenschaftliches Fach. Wir haben viel gepflanzt und hatten total viel Spaß. Was finden Sie an dem Fach, das Sie unterrichten am schönsten? Die Mischung zwischen Input geben und gleichzeitig auf die persönlichen Probleme der Schüler eingehen zu können. Außerdem können die Schüler ihre eigene Meinung zu den Themen abgeben. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ich mache gerne Musik; Sport, zum Beispiel gehe ich gerne Klettern, Ski fahren, und Schwimmen; ich fahre gerne Motorrad und E-Bike und lese sehr gerne. Was sind ihre Gedanken zu Fridays for Future? Mir gehen mindestens vier Sachen durch den Kopf. Als Erstes: Große Begeisterung, dass sich Schüler dafür engagieren, dass die Zukunft nicht von den Erwachsenen verbraucht werden kann, ohne dass diese an die Konsequenzen für die nächsten Generationen denken. Und Schüler, die sich engagieren, würde ich immer gerne unterstützen und ihnen helfen. Dass es beim Umweltthema natürlich super wichtig ist, dass ihr einschreitet, weil meine Generation es nicht geschafft hat, genug dafür zu tun, dass so eine Situation wie ihr es jetzt gerade erlebt, Klimawandel und anderes, nicht herrscht. Da brauchen wir eine Änderung. Zweiter Gedanke, der mir kommt ist: Da schwänzen Kinder an einem Freitagvormittag Schule, um auf eine Demo zu gehen und es gibt ja immer den Unterschied: Die einen schwänzen, weil sie sich wirklich engagieren wollen und andere schwänzen, weil sie das Gefühl haben, „Geil, alles besser als Schule!“, und das macht es immer ein bisschen schwierig darauf einzugehen. Ich muss leider Gestehen, dass ich wahrscheinlich auch einer gewesen wäre, der auf jeden Fall dabei gewesen wäre und vielleicht hätte ich beide Gründe gehabt, warum ich in eurem Alter dort gewesen wäre, weil es auch mal gut gewesen wäre, sich sowas zu gönnen. Dritter Gedanke, der mir durch den Kopf geht: Bitte, lasst euch nicht entmutigen und selbst, wenn es Strafen als Androhung gibt, soll euch das nicht davon abhalten, sich für Sachen einzusetzen, denn es gab schon immer Regeln, bei denen man hinterfragen muss, ob sie schlau sind. Vierter und letzter Gedanke: Hoffentlich schafft ihr auch etwas und lasst euch nicht von diesem langen Prozess entmutigen. Wenn es keine Generation wie die eure gibt, die da daran bohrt und sagt, wir müssen wieder etwas ändern, dann wird sich gar nichts ändern. Und wir haben mit Stolz festgestellt, dass vor fünf bis acht Jahren es nicht möglich war, Jugendliche zu mobilisieren und es gerade möglich ist, dass Leute sich einsetzen und das halten wir für ein gutes Zeichen. Was haben sie mit den Schülern gemacht, die bei Fridays for Future mitgemacht haben? Für die Kinder, die bei uns geschwänzt haben, haben wir in der Schulleitung eine meiner Meinung nach gelungene und milde Reaktion gefunden. Alle mussten natürlich die Stunden, die sie freiwillig weg waren, nachholen, aber wir wollten keine seltsamen Sanktionen, sondern es sollte etwas getan werden, das die Umweltbilanz unserer Schule verbessert, also dass man, wenn man demonstriert, auch tatsächlich etwas dafür tut. Wir haben die Mülleimer im Dag sortiert und neu beschriftet. Wir haben Heizungen verbessert. Wir haben Abdichtungen selber gebaut und vor Fenster gelegt. Wir haben überlegt, wie wir Kinder inhaltlich nochmal erreichen können und haben dazu auch ein paar kleine Veröffentlichungen geschrieben. Insgesamt, glaube ich, hatten wir auch viel Spaß miteinander. Es war eine sehr gelungene Zeit, die ich gerne wieder investiere, wenn Leute schwänzen würden.


Erschienen in The Dag Times, Ausgabe II vom Mai 2021.

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